Riesenglück plus Symbolbild der Woche

»Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist.« erklärte Friedrich Torbergs lebensweise “Tante Jolesch“ dereinst.

Nicht immer, wenn man in Pressemeldungen die sattsam abgenudelte Flachsinnsfloskel vom Glück oder gar “Riesenglück“ im Unglück liest, lässt sich erraten was das überhaupt bedeuten soll:

Soll bedeuten: täte Auto Rad bei voller Fahrt verlieren, aber sich nicht überschlagen, dann wärs kein Riesenglück im Unglück sondern bloß Glück im Unglück?
Oder: täte Auto sich bei voller Fahrt überschlagen, aber kein Rad verlieren, dann wärs bloß ein Unglück ohne Riesenglück darin? Oder bloß ein Riesenglück, aber ohne Unglück? – Das errate wer will, muss aber nicht.

Wer sich unter einem bei voller Fahrt verlorenen Rad keine konkrete Vorstellung zu machen vermag, dem sei vermittels einer erhellenden Symbolbild-Illustration Aufklärung verschafft:

23. April: Georgitag – Volksetymologisches

Der Heilige Georg, der “Drachentöter“, wird auf Heiligenbildern häufig mit einem Rit­ter­­helm dar­gestellt, deswegen heißt er im Volksmund “Schurl [volkstümlich für Georg] mit der Blech­haub’m [Blechmütze]“.

Auch die Feuerwehrleute werden “Schurln mit der Blechhaub’m“ genannt – obwohl ja der Hl. Georg gar nicht ihr Schutzpatron ist, sondern der Hl. Florian – weil ihre Helme früher so aussahen wie der auf den Heiligenbildnissen dargestellte. (Gut möglich, dass die Meister Hei­ligenmaler beim Anfertigen ihrer Georgsbilder kurzerhand einen dazumals ge­bräuchlichen Feuerwehrhelm als Vorlage für dessen Ritterhelm hernahmen.)

Beim Feueralarm sah man also die Schurln mit ihren Blechhelmen hurtig zur Brandstelle schurln (v. “schurren“, oberd. [bair.] = geräuschvoll laufen).

Als Alternative für die volksetymologische Herleitung der “Blechhaube“ vom Georgshelm könnte unterdessen auch der Spritzenwagen dienen, die sogenannte “Blech­haubitze“, mit welcher die Feu­erwehrleute früher auszurücken pflegten.

22. April – Kantegorisches

»Wer ko, der ko; wer ned, is bled dro.«  (Lisa Fitz)

Heute vor 500 Jahren kam Immanuel Kant in Königsberg zur Welt, allwo er zeitlebens an derselben Adresse wohnte, worüber Kollege krassNICK schüttelreimt:
»In Königsberg wohnte Herr Kant
im Erdgeschoß gleich linkerhand.«

»Ich kann, weil ich will, was ich muss.« –
– habe Kant angeblich erklärt, eine Lebensmaxime von geradezu ergreifender Unsinnigkeit. Tatsächlich stammt diese unsinnige Kalenderspruch-Weisheit freilich nicht von Kant, sondern wird ihm fälschlich untergeschoben. Zutrifft vielmehr:

»Ich muss, was ich muss, ob ich will oder nicht.«

13. April

Heute vor 112 Jahren, am 13. April 1912, wurde Egon Schiele verhaftet und fasste anschlie­­ßend drei Wochen Arresthaft aus, in Neulengbach im schönen Wienerwald. Wer das nicht glauben mag, möge hieramts darüber nachlesen.
Die Neulengbacher sind noch heute mächtig stolz darauf, von Herrn Schiele seinerzeit mit ei­nem Arrestaufenthalt beehrt worden zu sein, und benannten deswegen den Platz vor ihrer Arrestanstalt in Egon-Schiele-Platz um.

31. März – Existenzphilosophisches

Heute vor 428 Jahren kam der große Denker René Descartes (1596–1650) zur Welt, »cogito, ergo sum« undsoweiter. Kennt man.

Küchenphilosoph Kollege KrassNick reimt über Monsieur Descartes Postulat folgende Verse:

    Es stammt von Herrn René Descartes
    die altbekannte Redensart:
    »cogito, ergo sum«, was wohl
    »ich denk’, drum bin ich« heißen soll.

    Hier taucht die Frage auf: warum
    dann auch ein Depp, welcher zu dumm
    zum Denken ist, es fertigbringt
    dass dem trotzdem zu sein gelingt?

23. März

Kollege “Gunkl“ Paal hat heute Geburtstag, bekannt als virtuoser Meister der semantischen Ara­bes­ke, der argumentativen Pirouette & der er­kennt­nis­philosophischen Föhnwelle, sowie als uni­ver­seller »Experte für eh alles«.
Seine Rat- & Tippgeberseite »Gunkls Tip des Tages« wird seit April 2000 täg­lich (sic!) ak­tu­ali­siert, man erfährt dort wissenswertes und be­deut­sa­mes, etwa:
    »In Monaten, deren Namen in Heinzelmännchenschrift Buchstaben aufweisen, die eine geschlossene Schlinge bilden, sollte man bis spätestens zwei Stunden vor Sonnen­unter­gang nichts essen, was mit Schonbezug besser aussieht als ohne.«
    oder: »Hunde, die beißen, bellen nicht; wenigstens nicht währenddessen.«
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    © mit freundl. Genehmigung d. Autors
Aufgrund seiner markanten Optik (Kurzhaarschur & Aschenbecherbrille) werde er häufig fälsch­­li­cherweise für einen Intellektuellen gehalten, tatsächlich aber sei er lediglich, wie er selber zu­gibt, »schasaugert und z’ fäu zum kampeln« *)
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*) schwachsichtig und zu faul zum kämmen

21. März – Der stärkste Mann der Welt

Heute vor 145 Jahren wurde Pepi Steinbach (1879-1937) ge­bo­ren, der stärkste Mann der Welt.
Steinbach stellte im Laufe seiner Karriere als Gewicht­heber nicht weniger als 35 Weltrekorde auf – eine Zahl, die für sich wiederum einen Weltrekord darstellt. Seine internationale Po­pu­larität, wie auch die seiner Athleten­kollegen – mit denen er etwa 1906 bei den Olympischen Spielen in Athen auch in der Disziplin Mann­schafts-Tauziehen (sic) antrat – brachte seiner Heimatstadt Wien weiland den Ruf der »Stadt der starken Männer« ein. Beim Olym­pia-Finale im Ge­wicht­he­ben gegen seinen grie­chi­schen Kon­kur­renten wurde der Wiener Favorit aller­dings vom Publikum mit Steinen beworfen und musste seinen Rekordversuch abbrechen. Während der Grie­che als Olympiasieger gefeiert wurde, brachte Steinbach des­sen Rekordgewicht abseits des Podiums sechsmal (!) spie­lend zur Hoch­strecke. Daneben errang Steinbach auch als Rin­ger be­acht­li­che Erfolge.
Nach Beendigung seiner Athleten­karriere betrieb »der starke Pepi« eine beliebte Likör­stube in Wien Erd­berg.

Sein Sohn Poldi Steinbach wurde später Eu­ro­pa­mei­ster im Boxen.
Josef Steinbach erhielt ein Ehrengrab auf dem Wiener Zen­tralf­riedhof.

19. März – Tag des Geflügels

    Die Stimmung steigt im Hühnerschlag,
    denn heute ist Geflügeltag
    ein Tag, der ganz gewiss gefällt
    dem Federvieh auf dieser Welt.
    Drum lasst uns das Geflügel feiern
    ohne lang herumzueiern:
    wer heut’ entsprechend feiern will,
    brät einen Broiler auf dem Grill.

Allerlei Mischkulantes zum Tag des Geflügels:
Der geschlechtlichen Gleichstellung im Sprachgebrauch geschuldet, lässt man Gendering neu­er­dings auch dem Geflügel angedeihen, wie Kollegin Cappuccina entdeckte.
Über der Frage, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei ? mögen sich die Oologen die Eier­köpfe zerbrechen – die von Kollege Trithemius hieramts gestellte Gegenfrage, was wohl zu­letzt da sein wird, scheint indes geklärt: gewiss wird das Ei das Huhn überleben. Tau­send­jäh­rige Eier gibts bekanntlich, aber wer hätte jemals von einem tausendjährigen Huhn gehört?
Paul Simon erzählte, seinen Songtitel »Mother and Child Reunion« einst auf der Speisekarte eines Cajun-Restaurants in den Südstaaten gelesen zu haben, als Bezeichnung für eine kreoli­sche Mahlzeit: Huhn mit Ei.
Der Münchner “Geflügelmaler“ Julius Scheuerer (1859-1913) und sein Bruder Otto malten zeitlebens ausschließlich Bilder von Geflügel.

Henry Ford war es seinerzeit, der Marketing mit Geflügel verglich: »Enten legen ihre Eier in aller Stille, Hühner gackern darüber wie verrückt. Was ist die Folge? Alle essen Hühnereier.«
Was immer das sein mag, was das Feder­vieh im TOBIS-Intro unten rausfallen lässt, nachdem es gekräht (!) hat – ein Ei kanns ja wohl keins sein:


Zum aktuellen Anlass nicht fehlen darf wie immer das obligate Symbol­bild, Abb. links: »Mit einem Messer trennt eine Frau in Bangladesch ihren Ver­ge­wal­ti­ger von dessen bestem Stück: einem weißen Huhn.«

Gagaistisches: Frage der Woche

»Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich
dabei doch auch was denken lassen.«  (Johann Wolfgang v. Goethe)

Katalin Gennburg, Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE zum Abgeordnetenhaus von Berlin, stellt alldort im Plenum die Frage:

»Wieso haben Penisträger*innen in dieser Stadt einen privilegierten Zugang zu Pissoirs, Stehpissoirs? Und Sitzpinkler*innen haben eben diesen privilegierten Zugang nicht, weil die müssen, wenn sie auf eine Toilette gehen wollen, sich eben hinsetzen.«🡽

Die Frage muss man nicht verstehen, aber die Antwort ist: 42.

14. März

Heute vor 80 Jahren, am 14. März 1944, fand am New Yorker Broadway die englisch­spra­chi­ge Uraufführung von Franz Werfels Drama “Jacobowsky und der Oberst“ statt, welches der öster­reichische Bestsellerautor in der Emigration verfasst hatte. Nach der Premiere wurde er von sei­nem Landsmann Billy Wilder gefragt, wie das Stück denn beim Publikum angekommen sei? – und Werfel gab zur Antwort:
»Alea iacta est.«
Wilder fragte, was zum Kuckuck das bedeuten solle, und Werfel erklärte:
»Der Werfel hat gefallen.«

Überlebenstipp für FOCUS-Leser

FOCUS online, bekanntlich stetig sprudelnder Quell überlebenswichtigen Wissens, verrät auf seiner “Reisen“-Themenseite:

»Einer Statistik des US National Transportation Safety Board (NTSB) zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, eine Bruchlandung zu überstehen, bei knapp 96 Prozent.«

Erkennen Sie den Unterschied zwischen »Flugzeugabsturz« und »Bruchlandung«: freilich ist in der NTSB-Statistik nicht explizit von Flugzeugabstürzen die Rede wie in der FOCUS-Über­schrift, sondern von »Unfällen im Zusammenhang mit US-Transport- und Passagierflügen«. Nicht jede Bruchlandung muss das Resultat eines Absturzes sein.

»Der NTSB-Statistik zufolge kamen knapp 70 Prozent der verunglückten Passagiere nicht direkt beim Absturz ums Leben, sondern in Folge ihrer schweren Brandverletzungen.«

Eh klar, direkt beim Absturz kommt keiner ums Leben. Erst beim Aufprall (Achtung, Ironie). Direkt jedoch lediglich 30 Prozent von den insgesamt 4 Prozent, welche die Bruchlandung der Statistik zufolge nicht überstehen – also durchschnittlich etwa 1,2 Prozent. Die haben halt vorher die FOCUS-Reiseseite nicht gelesen.

Gut zu wissen. Nämlich auf welchen?

Ah ja. FOCUS lesen macht schlauer.

8. März – Internationaler Frauentag

Welch’ Tage wir wohl feiern täten,
wenn wir keine Frauen hätten?
Der Weltputzfrauentag, der wäre
ohne Frauen nur Schimäre.
Den Hausfrauentag, den tät’ es eben-
falls nicht ohne Frauen geben.
Auch Muttertag gäb’ es wohl keinen
ohne Frauen, will ich meinen.
Der Valentinstag wäre für
die Katz’, gäb’s Frauen nicht allhier
zu schenken ihnen ein Bukett.
Nein, ohne Frauen wär’s nicht nett.
Drum lasst den Frauentag uns feiern,
ohne lang herumzueiern.

Nächster “Femizid“: Wieder kein Femizid

Ein sogenannter Femizid ist per definitionem eine »von Männern verübte misogyne [frauen­feind­liche] Hasstötung von Frauen« – wie auch hieramts bereits einmal abgehandelt wurde. Oder, wie etwa auf Wikipedia nachzulesen steht:

»Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen oder Mädchen als extreme Form geschlechtsbezogener Gewalt, die im Kontext patriarchaler Geschlechterdifferenzen verübt wird.«
Bedeutet also: Jeder Femizid ist eine Frauentötung, aber nicht jede Tötung einer Frau ist ein Femizid.
Fremdwörter und Fachbegriffe sollte man nicht gebrauchen wenn man nicht versteht was sie überhaupt bedeuten, besagt eine Binsenweisheit – aber die Kollegen von der berichterstattenden Zunft tun es trotzdem beharrlich:

Gemeinsam den Plan gefasst, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden – mithin ein sogenannter »erweiterter Suizid«: nichts könnte in dem betreffenden Fall von einem »Femizid«, d. h. von einer »frau­en­­feind­lichen Hasstötung im Kontext patriarchaler Geschlechterdifferenzen« weiter entfernt sein. Fremdwortgebrauch in völlig sinnfremdem Kontext.

Auch in der ATV-Nachrichtensendung auf puls 24 erfährt der Berichterstatter vor Ort von Po­lizei und Nachbarn:

»Offenbar wollte das Paar gemeinsam aus dem Leben scheiden. Es konnte auch ein gemeinsam verfasster Abschiedsbrief gefunden werden. Für Nachbarn kommt nur eine Verzweiflungstat in Frage: man nimmt an, dass es der Frau so schlecht gegangen ist, dass sie nimmer leben wollte.«

Und dann erstattet er darüber Bericht, indem er zuletzt resümiert:

»Die Tat reiht sich in eine erschütternde Serie von Frauenmorden [..] in Wien«

Was für haarsträubend unsinnige Ansage: in Wien massakrierte ein offenkundig psychisch beeinträchtigter afghanischer Asylant im Blutrausch drei asiatische Prostituierte in einem Sexklub – wie kommt jemand auf die Idee, die Verzweiflungstat in NÖ reihe sich in eine derartige Serie? Wie kann man denn sowas vergleichen? Das ist doch haarsträubend.

Kalauerkritisches: Versemmeltes

Als Artikelüberschriften gern zur Darbietung gebracht werden Kalauer über Filmtitel, und gern wer­den diese versemmelt indem die betreffenden Filmtitel fehlerhaft verkalauert wer­den – so wie der zum Beispiel:

»Und täglich grüßt das Murmeltier« heißt der Filmtitel aber richtig, und nicht »ewig«. So wie ja die täglichen Wetternachrichten, um die es in dem Artikel geht, eben täglich »grüßen« und nicht ewig. Versemmelt.
Oder wie der:

Nein, der Filmtitel heißt nicht »Der, der mit dem Wolf tanzt«, sollte jemand dem Kalauerversemmler hier verraten, sondern heißt schlicht: »Der mit dem Wolf tanzt«. Also müsste der Überschriftenkalauer richtig heißen »Die für den Wolf tanzt« und nicht »Die, die [usw.]« – obzwar der mit dem Artikeltext in keinerlei irgendwie erkennbarem Zusammenhang steht (wieso sollte Gewessler »für den Wolf tanzen«?), aber in dieser Form wenigstens nicht versemmelt würde.
Vorschlag an all die Kalaueristen-Spezis in den Redaktionen dieser Welt: wenn schon Kalauern, dann wenigstens nicht völlig hirnlos, sondern wenigstens mit bissel Sinn und/oder Witz dahinter, wenns nicht zuviel verlangt ist. Oder man lässt das Kalauern lieber bleiben, wenn mans nicht kann.

22. Februar

Heute vor 75 Jahren erblickte Manfred Deix (1949-2016) das Licht St. Pöltens🡽, und aufgewachsen ist er in Böheimkirchen an der Westbahn, wo seine Eltern die Bahnhofswirtschaft gepachtet hatten. Sowas prägt einen Menschen natürlich.
Sein Kollege “Ironimus“ Gustav Peichl sagte über ihn:
    »Der Deix kennt seine Pappenheimer:
    weil er ist ja selber einer.«
Wie Herr Deix selber freimütig zugab: »Der Peichl hat mich durchschaut. Natürlich wär ich lieber ein netter Mensch, aber ein Ungustl sein geht viel leichter.«
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Abb.🡽: Peichl (li.) & Deix (re.)

Annonciertes: Schrumpfsinniges

Mitunter drängt sich unweigerlich die Frage auf,
  • wieviele Berufs-Kreative mit schwarzen Rollkragenpullis & Schnallenschuhen müssen
  • wieviele Semester an der Werbe-Akademie studieren, –
– damit die es am Ende zuwegebringen, als neuen Werbeslogan für einen Energieversorger so einen Schrumpfsinn zu kreieren:

  • Und welche Altersschicht soll mit so einem Schrumpfsinns-Reim­spruch eigentlich als Werbezielgruppe angesprochen werden: Fünf- bis Siebenjährige? Oder intellektuell re­tar­dierte Erwachsene? Höchst fragwürdig.