Aufgelesenes

Wasserstandsmeldungen

»[..] Die Wasserstände des Gardasees sind extrem niedrig. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Stand sich halbiert. Laut [offiziellen] Angaben liegt er aktuell bei 46 Zenti­metern. Im ver­gangenen Jahr im gleichen Zeitraum lag er noch bei 99 Zentimetern.«  (Merkur.de)

Der Gardasee hat eine durchschnittliche Tiefe von 133 Metern, zurzeit hat er laut offiziel­len Angaben*) ungefähr ein (in Worten: EIN) Prozent weniger Wasser als ge­wöhnlich zu dieser Jahreszeit. Der aktuelle Wasserstand ist somit etwa einen halben Meter niedriger als im Ver­gleichs­zeitraum des Vorjahres.
Was die Kollegen in den diversen Redaktionen gepichelt haben bevor denen solche Schlag­zei­len einfielen, ist nicht überliefert, aber was alkoholfreies wars mutmaßlich nicht:

14. März: Mathematisches

Heute ist übrigens der Internationale Tag der Mathematik, auch als Pi-Tag bekannt.

Der Mathematik-Spezialist von Österreichs bedeutendstem Volksinformationsorgan rech­net vor:

(Kronen Zeitung)

Mehr als 5 Promille! Das wäre heftig. Ab einer Blutalkoholkonzentration von etwa 4 Pro­mille fällt man für gewöhnlich ins Koma, 5 Promille überleben die wenigsten. Schwer vorstellbar, in diesem Zustand noch ein Auto stehlen zu wollen. Hier die Erklärung:

Gemeinsam. Das hat der Mathematik-Spezi von der Krone äußerst pfiffig ausgerechnet: weil nämlich laut Polizeibericht jeder der beiden mehr als 2,5 Promille intus hatte, folglich hatten die zwei gemeinsam mehr 5 Promille – Adam Riese lässt grüßen.

(»Mehr als dreieinhalb Meter! So groß waren zwei Tagelöhner aus Ungarn usw. ..«)

Rätselhaftes: Such das “Glück im Unglück“

Auffallend häufig werden Berichte über Unglücksfälle jeglicher Art mit der Flach­sinnsfloskel “Glück im Un­glück“ eingeleitet, ohne dass sich irgendein Grund dafür erkennen ließe. Eben­so unerklärlich erscheint wiederum umgekehrt, warum ein Bericht über keinen Unglücksfall mit ebendieser Floskel im Schlusssatz beendet wird:

Wer in dem Bericht entdecken will, wo denn da irgendwas mit einem “Glück im Unglück“ zu tun haben soll, muss wohl nach dem Sinn im Unsinn suchen.

Die Kirche im Dorf lassen

Klimaaktivisten verursachten auf der Berliner Stadtautobahn einen Ver­kehrsstau, wodurch Einsatzfahrzeuge der Rettungskräfte auf der Zufahrt zu einer Unfall­stelle behindert wurden.

Feststellung, erstens: Die Radfahrerin war mitnichten »verunglückt« oder »unter einen Be­ton­mischer geraten«, sondern vielmehr von einem Be­tonmischer überfahren worden.
Und zweitens, bissel differenziertere Darstellung der Faktenlage: So dumm wie unsinnig man die Aktion der Stauverursacher auch finden mag, aber wollen wir die Kirche dennoch im Dorf lassen: die Rettungskräfte wurden nicht durch die Klimaaktivisten blockiert, welche den Stau herbeiführten – sondern stattdes­sen durch die Auto­fah­rer, welche im Stau auf der Autobahn verkehrswidrig die Rettungs­gasse zur Durchfahrt für Einsatz­fahr­zeu­ge blockier­ten.

Laut einer aktuellen Studie

Geht wer für eine “aktuelle Studie“ in ein Pensionistenheim und befragt dort die Insassen: »Sind Sie Pensionist?« – antworten neun Befragte mit Ja, und der zehnte gibt keine Antwort. Steht draufhin der Aufmacher in der Zeitung:

»Umfrage: Neun von zehn Österreichern sind Pensionisten«
Nachdem man z.B. aus Österreichs meistgelesener Verschenkzeitung bereits erfahren durfte dass “laut einer aktuellen Studie“ 67 Prozent der Österreicher täglich Sex haben*, sowie von Österreichs bedeutendstem Volksinformati­ons­organ darüber informiert wurde dass jeder dritte österreichische Pensionist fremd zu ge­hen pflegt*, bringt Österreichs auflagenstärkste Verschenkzeitung nunmehr zur Kenntnis:

Das Resultat einer Umfrage zum Thema Fremdgehen unter der Klientel einer Seitensprung­börse statistisch auf “die Österreicher“ umzulegen, ist methodisch mindestens fragwürdig. Hätte die stattdessen aber im Pensionistenheim stattgefunden, dann wäre als Resultat gar “Jeder Dritte geht fremd“ herausgekommen, siehe oben.

Drecksblattjournaillistisches

Mitunter fragt man sich, ob sie dieser Verschenkblatt-Journaille die Gehirne nun voll­ends zu­ge­schissen haben: da trägt eine Frau ein T-Shirt ohne BH darunter, so wie Millionen andere – und welcher Aufmacher fällt denen da­zu ein?

  (Heute)

»Nippelgate«. – Diese verkommene, degenerierte Drecksblattjournaille. Man möchte schier kot­zen, wenn man solchen Dreck liest.

(Dass der männliche Kollege jener Frau zeitgleich den Bojazzer gibt, indem er in kurzen Ho­sen zu lang­ärmeliger Wollweste und Sakko auftritt, findet in dem Drecksblattartikel indes­sen keine Er­wähnung.)

Zensiertes, oder: Die Große Färöer-Verpixelungs-Luftnummer

Vor Jahren fanden die Färöer-Inseln schon mal Erwähnung in einer “Computer Bild“-Strecke über “zensierte Bilder“ auf Google, obwohl die schon damals gar nichts da­mit zu tun hatten:

»Färöer-Inseln (Dänemark): Google bietet seinen Nutzern große Teile der Färöer-Inseln nur in sehr geringer Auflösung an. Ob das am Einspruch der 50.000 dort lebenden Fä­ringer liegt, ist nicht bekannt.«

Etliche Jahre danach geistert die Nonsens-Nummer mit den angeblich zensierten/verpixel­ten Färöer-Inseln durchs Netz:


»Die halbe Faröer-Insel
[..] So ist etwa die halbe Faröer-Insel kaum zu erkennen bzw. große Gebiete sehr stark verpixelt. Das soll wohl daran liegen, dass auf der strategisch wichtigen Insel sehr viele Soldaten leben.«
Im Jahr darauf erklärt “Techbook“:


»7. Färöer Inseln
[..] Hier leben viele Soldaten und deshalb sind große Teile der Insel nur aus weiter Ent­fernung und grob zu erkennen.«
Tatsächlich leben auf den Färöer-Inseln insgesamt 4 (in Worten: vier) Militärangehörige, die an einem mysteriösen Ort  Verbindungsbüro der dänischen Streitkräfte neben der Po­li­zei­sta­­­tion in Tórs­havn stationiert sind. (Adresse und Telefonnummer stehen übrigens auf deren öffentli­cher Webseite, falls wer dort anrufen oder auf einen Kaffee vorbeikom­men möchte.)
Ein halbes Jahr später finden die vielen Soldaten auf “Travelbook“ keine Erwähnung mehr:

»Färöer Inseln, Dänemark
Ein großer Teil der Färöer Inseln ist bei Google Maps gepixelt. [..] Wieso so viel von der restlichen Insel unkenntlich gemacht wurde, bleibt Googles Geheimnis.«
Im Juni entdeckte eine Videoredakteurin von Gruner + Jahr die Nummer auf der Travelbook-Seite und bastelte ein animiertes Stockfotostrecken-Video daraus:

»2. Färöer Inseln, Dänemark
Nicht nur die beheimatete Militärbasis wurde bei Maps unkenntlich gemacht, sondern direkt die halbe Inselgruppe.«
Die beheimatete Militärbasis. Wir erinnern uns an die vier Bürohanseln in der dänischen Außendienststelle, die auch auf Google Street View zu sehen ist: wo sie grad mit einem Tarn­anstrich un­kennt­lich gemacht wird.
Dann landete die Färöer-Verpixelungsnummer auf der Fremdcontent-Schleuder “buzzfeed“:

»1. Färoer Inseln in Dänemark
Die Färöer Inseln in Dänemark sind als Ausflugsziel bekannt. Auf Google Maps ist aber nicht einmal die Hälfte der Insel zu sehen, der Rest ist stark verpixelt. [..] Unter den Pi­xeln befindet sich laut dem Spiegel eine Militärbasis.«
Verwechslung von buzzfeed, gemeint ist: laut dem stern. Dort tischen sie das nämliche Video aus der “Brigitte“ auf:

“Focus“ sowie “ProSieben“ präsentieren wiederum ein älteres mittels Bastelpro­gramm her­gestelltes Stockfoto-Video plus Erzählstimmen-Generator, und der darf extemporieren:

»4 Färöer Inseln
Die Färöer Inseln gelten eigentlich als beschaulich, doch das lässt sich leider nicht bei Google Maps erleben. Denn auf den Inseln leben viele Soldaten und deshalb lässt sich nicht wirklich etwas erkennen. «

Viele Soldaten, kennen wir schon. (Aber: Man muss nicht alles glauben, was im Focus steht.)

Was steckt denn aber nun tatsächlich hinter dieser mysteriösen Färöer-Zensurverpixelung? Die schlichte Antwort lautet: Nichts.
Tatsächlich ist auf Google Maps nämlich weder ein Teil noch überhaupt irgendwas auf den Färöer-Inseln verpixelt/zensiert/unkenntlich gemacht oder sonstwas: nichts derglei­chen. Das könnte frei­lich jeder selber herausfinden, wer dort “Färöer“ ein­gibt und die Karte am Bild­schirm halt ein­fach größer zoomt: so stellt sich die kolportierte vermeintliche Verpixe­lung ver­schiedener Zo­nen bloß als simpler grafischer Darstellungsfehler in bestimm­ten Zoom­­stu­fen her­aus. Als schiere Luft­nummer, mit nichts dahinter.

Copy & Paste

»Hinter jedem STANDARD-Artikel steckt hoher technischer und finanzieller Aufwand.« ..
.. steht hinter jedem STANDARD-Artikel, direkt darunter. Schau mer mal was hinter einem STANDARD-Artikel über den Steyr-Puch Pinzgauer steckt, unter dem das ebenfalls steht:

(links: DerStandard.at | rechts: Wikipedia)

Da copy&pastet einer nonchalant einen Wikipedia-Artikel und dreht ihn den Lesern ohne Quellenangabe als STANDARD-Artikel an. Besonders hohen technischen und finanziellen Aufwand brauchts da allerdings nicht dafür, möchte man meinen.

Zwischentitel: Im Gewurbel des Geschwurbel

»Worte, Worte, nichts als Worte.«  (W. Shakespeare)

Zwischen schwangeren und gebärenden Menschen und den anderen könne man unterschei­den, so ist das also. Das ist z. B. bei einer Geburt im Kreißsaal gewiss hilfreich, wenn alle OP-Masken auf­haben: damit man zwischen der werdenden Mutter und den Schwestern und Ärzten unterscheiden kann und es zu keiner Verwechslung kommt.

Fantastilliardisches: Copy, & passt.

»Menschen werden Journalist*innen, weil sie gerne Geschichten erzählen
– und Mathe hassen.«  (Scott Maier)

2 Billiarden = 2.000 Billionen = 2 Millionen Milliarden Dollar. Wer’s glaubt.
(Meinten Sie: “Fantastilliarden“?)
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C. censeo: Man muss nicht alles glauben, was in der Zeitung steht.

Sonderbericht (IV): Beeindruckendes ..

.. berichtet da eine sogenannte “Well-Being Review“ – was freilich überrascht: weil es sich bei der echten “Well-Being Review“ in Wirklichkeit nämlich um ganz was anderes handelt.*
Der Bericht stamme, so erfährt man, “von der Journalistin Diana Müller“ – die aber in Wirklichkeit ganz anders aussieht als auf dem Foto: was freilich nicht verwundern muss, weil die echte Journalistin Diana Müller in Wirk­lich­keit näm­lich eine ganz andere ist.*

5 000 Frauen und Männer, na wenn das keine beeindruckende Teilnehmerzahl ist. Wieviele das in Prozent der Ein­wohnerzahl des Saarlands sind, damit man sich die überhaupt vorstel­len kann, steht nicht dabei. Auch nicht, wieviel die in den restlichen 20 Tagen der “Studie“ denn noch ab­ge­nommen hätten, was für etwaige Interessenten ja auch nicht uninteressant gewesen wäre.
Beeindruckt von der Studie, die in die Geschichte eingegangen ist, zeigt sich selbst ein Herr “Bédier chrétien, Mitglied des Forschungsteams des Instituts Fettleibigkeit und Gesundheit“ – von dem und dessen Institut allerdings noch kein Mensch jemals etwas gehört hätte: ..

.. was freilich ebenfalls kein Wunder ist, weil der beeindruckte Herr in Wirk­lichkeit näm­lich als “Doktor Sitting“ firmiert.

Vom Institut für Sicherheitstests und Zertifizierungen. (Welche “Sicherheits­tests“ könnte ein Aufklebepflaster etwa nicht bestehen: dass es von allein wieder abfällt? Oder sich von allein nimmer ab­machen lässt? Das wird dort leider nicht erläutert.)
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Sonderbericht: “Verblüffendes“
Sonderbericht: “Metamorphotisches“
Sonderbericht: “Algorithmisches“

Alliteratives: “Schatten über den Schauen“

Der Ukraine-Krieg brach nicht »am zweiten Tag der Fashion-Week« aus, sondern im Februar 2014. Vor acht Jahren war das.
Und Russland marschierte nicht etwa »nach zwei Jahren Pandemie« von einem Tag auf den anderen in die Ukrai­ne ein, sondern bereits 2014. Vor acht Jahren.
(Daten- und faktenbasierte Betrachtungen über den Ausbruch von Pandemie und Ukraine-Krieg erwarte man sich nicht zwingend von der “Lifestyle, Mode & Kosmetik“-Redaktion.)

»Nach Corona fürchtet sich die Industrie nun vor den Einbußen, die den Sanktionen ge­gen Russland folgen werden.«
Soll vermutlich heißen: die Modeindustrie. Die Rüstungsindustrie z.B. wird sich wohl kaum fürchten müssen.

»Und so ließ sich die Branche all den Newstickern aus der Ukraine zum Trotz ablenken.«
Zum Trotz. Ließ sich die vom Fürchten ablenken, und vom Schatten.

»Zum Schluss betrat der Designer in einem Raumanzug das Set. So mancher Gast benei­dete ihn drum.«
Um den Raumanzug oder um das Betreten des Sets? Das verstehe, wer will. Muss aber nicht.

Aufmacher der Woche: Royal Clickbaiting

Aus der beliebten Reihe »Clickbait Suspense mit den Royals«
(Auflösungen im Spoiler darunter: 3x anklicken)

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                                   Schwäne sind mit Vogelgrippe infiziert.                                 

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                                           Jemand hat ein Baby gekriegt.                                         

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                      Ein Angestellter hat gekündigt, einer wird entlassen.                   

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                                  Meghan & Harry sitzen auf einer Bank.                                 

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                   Die Queen spricht mit Prinz George, wenn er sie besucht.                 
Clickbait Suspense: ▶️ ▶️ ▶️