Was soll das heißen? Was auch immer unter dem Begriff einschüchternde „Komplimente“ verstanden sein will, kann es sich jedenfalls um nichts handeln, was man gemeinhin unter einem
Kompliment zu verstehen hat.
Vor Jahren war ich mal mit einem Mädchen in Spanien, und als ich dort irgendwo mal ein paar Schritte von ihrer Seite wich, da raunte ihr einer im Vorübergehen irgendwas zu und ging weiter. Sie sprach bissel Spanisch, aber als ich sie fragte was der zu ihr gesagt habe, erklärte sie bloß kurz angebunden: »Ach nix, irgendso ein
piropo-Quatsch halt.« Sie kannte das von früheren Spanienbesuchen.
Ein
Piropo*, ein sog. “Flüster-“ oder “Schmeichelkompliment“ ist eine in der spanischen und lateinamerikanischen Machismo-Kultur traditionell gepflogene Unsitte, fremden Frauen mit beiläufig zugeraunten galanten Komplimenten auf die Nerven zu gehen. Ein traditioneller Piropo sollte indes keine sexuelle Anzüglichkeit oder gar Anstößigkeit darstellen.
Damals wusste ich noch nicht, dass derlei Faxen von den betroffenen Frauen freilich als unangenehme Belästigung empfunden werden, und bildete mir im Gegenteil noch was darauf ein, eine so attraktive Begleiterin zu haben dass ihr wildfremde spanische Männer im Vorübergehen Komplimente machten – und meinte sie müsse sowas doch ebenfalls als schmeichelhaft empfinden statt als lästig, ich Depp. Mittlerweile, in Zeiten allenthalben geführter Belästigungsdebatten, weiß ichs besser.
Mit den originären spanischen Piropos aber, was auch immer man von denen halten mag, können die nunmehr in Spanien unter Strafe gestellten sog. „einschüchternden Komplimente“ jedenfalls nix zu tun haben.