Samuel Rosenberg, der jahrelang in der Rechtsabteilung von Warner Bros. als literarischer Gutachter in Plagiatsangelegenheiten tätig war, schreibt in seinen Erinnerungen:
»Lassen Sie sich nicht aufs Glatteis führen von den – manchmal geradezu frappanten – Übereinstimmungen, die Sie beim Vergleich von jeden, ich sage jeden beliebigen zwei Filmen, Theaterstücken, Romanen, Erzählungen oder Drehbüchern finden werden. Im Laufe der vergangenen fünfundzwanzig Jahre haben wir im Zuge von Klagevorbereitungen Hunderte derartiger Vergleiche angestellt. Dabei kamen wir in einer Vielzahl von Fällen zu dem Befund, dass die streitenden Autoren – jeder felsenfest von der eigenen Ehrlichkeit wie von der Niedertracht des Kontrahenten überzeugt – alle beide das Sujet, die Motive und die Szenen abgekupfert hatten: sei’s von einem alten literarischen Klassiker, sei’s von der Bibel, sei’s von einer vergessenen Kindheitslektüre.« |
Kollege Jules van der Ley erwähnt in einem Beitrag die Schlussszene von Roman Polanskis Politthriller “Der Ghostwriter“ aus dem Jahr 2010, in welcher der Protagonist von einem Auto überfahren wird, was aber im Bild nicht direkt zu sehen ist: sondern dessen Ableben symbolisch visualisiert wird indem die Blätter seines Manuskripts, das er bei sich trug, vom Wind über die Straße verweht werden – Abblende / Ende.
Und diese Schlussszene hat Polanski aus meinem Drehbuch zu dem TV-Movie “Fink fährt ab“ aus dem Jahr 1998 geklaut, wo sie genauso beschrieben steht: mit dem einzigen Unterschied, dass der Protagonist von einem Müllwagen überfahren wird und es Geldscheine sind, welche er bei sich trug und vom Wind verweht werden.
Aber wissen Sie, was das frappierendste an Polanskis Szenenklau ist: dass meine ursprüngliche Drehbuch-Schlussszene in der Verfilmung gar nicht vorkommt sondern durch eine völlig andere ersetzt wurde, weil der Protagonist am Ende nicht umkommen sollte um die Option für ein Sequel offenzuhalten. Jetzt frage ich Sie, wie es Polanski überhaupt gelingen konnte die Szene zu klauen obwohl er sie gar nicht kannte – das muss wohl ein Rätsel bleiben. ; )