Was der Kollege Restaurantkritiker heute empfiehlt:
»Zum Beispiel einen in Olivenöl ins Glasige gezogenen Loup de mer, dessen jodfrisches Fleisch durch einen zart süßsauer surrenden Zitronenfond, winzige, entkernte, schwarzbittere Nyons-Oliven und süßschmelzige Ofentomaten unterfüttert wird.«
Wenn wir mal all die jodfrisch surrenden Adjektive außer acht lassen, bleibt ein Fisch über, dessen Fleisch durch Tomaten unterfüttert wird. Was der Quatsch bedeuten soll, muss man als Leser nicht verstehen. Natürlich darf man einem Restaurantkritiker nicht unterstellen, es triebe ihn womöglich die profane Intention um, vom Leser verstanden werden zu wollen. Sondern natürlich eine andere. Welche, muss man auch nicht verstehen.
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Lesetipp: Woody Allen, »Wir aßen für Sie im “Fabrizio’s“« (Nebenwirkungen, 1980)
„Ein schön rosa Entrecote „Cafe de Paris“ auf ebenso erfreulichem Erdäpfelpüree unter einem Rucola-Häubchen. Paradeiswürfel und vor allem die Erdäpfelwürfelchen dazu überraschten durch ihre Kühle.“
findet sich in dem im Artikel angegebenen Link.
Herr Nömix, bei aller Hochachtung muss gesagt werden, dass Ihnen für die Beurteilung von Gastrokritiken wohl die notwendige „Kühle“ fehlt:)))
Von UNTERFÜTTERUNG spricht man in der Dentalkunst…da werden Prothesen unterfüttert..Vlt ist der Herr Kritiker mit falschen Zähnen beglückt….
Bitte nicht die Dentalkunst erwähnen. Drei Termine habe ich noch.
Gestern hat es allerdings gar nicht weh getan:)
In dem Fall empfindet Ihr armes Beißwerk Erdäpfelpüree gewiss erfreulicher als Erdäpfelwürfelchen, die durch Kühle überraschen.
die kombination schwarze ny(l)ons und bittere oliven finde ich besonders pikant. da ist doch wirklich nichts dagegen einzuwenden! ;)
komme ja selbst aus der zunft und weiß deshalb, wie filigran der grat und wie tief der abgrund zwischen versuchter poesie, vermittlung des besonderen und blankem unsinn ist. dennoch, über glasisgen lou de mer ließe ich nichts kommen!
noch ein buchtip:
http://www.willkommen-tv.at/artikel.php?id=404
olle Georg Christoph bemerkte einmal : „Wenn dein Bisschen an sich nichts Sonderbares ist, so sage es wenigstens ein bisschen sonderbar.“
D’accord, freilich ehrt es den Koch, gerät der Connaisseur über eine gelungene Mahlzeit in lyrische Schwärmerei – aber der zitierte Kollege bemüht eine Prosa, die – wenn man die heiße Luft weglässt – zusammenfällt wie ein Soufflé.
ja die dichtkunst hat so tücken – wer’s nicht dicht kann, schafft nur lücken.
ich trag ja nylons bekannterweise lieber auf den beinen als auf den oliven.
War’s nicht Michael Niavarani (?) der in einem Interview gefragt wurde, was er von Menüvorschlägen à la „Seezungenröllchen im Dialog mit Lachsklößchen“ hält – und der sagte: „Ich mag’s nicht gern, wenn sich mein Essen beim Essen miteinander unterhält.“ :-)