11. Mai – Ein spektakulärer Kunstdiebstahl

Heute vor zwanzig Jahren, in den frühen Morgenstunden des 11. Mai 2003, wurde aus dem Wiener Kunsthisto­ri­schen Mu­­seum die weltberühmte Saliera gestohlen, eine Re­nais­sance-Miniatur von unermesslichem Wert. Der spek­ta­ku­läre Fall machte damals Schlagzeilen in der inter­na­tio­na­len Presse: ein Auftragsdiebstahl der organisierten Kunst­heh­ler-Mafia wur­de dahinter ver­mutet, und keiner rechnete damit, dass das wertvolle Stück jemals wieder auftauchen würde.

Unerwarteterweise tauchte die Saliera fast drei Jahre später dennoch wieder auf, und das kam sehr ungelegen. Ich hatte unterdessen ein Drehbuch für eine TV-Komödie verfasst, worin der Diebstahl der Saliera als spontane Hallodri-Aktion eines einzelnen Gelegenheitstäters dar­ge­stellt wird, und am Freitag zuvor war ich mit Produzent und Regisseur am ORF gewesen, wo die Produktion vereinbart wurde. Nach dem Wochen­ende sollten wir wieder kommen, dann wären die Verträge zur Unterschrift fertig. Anschließend saßen wir in der ORF-Kantine beim Bier und scherzten darüber, dass es jetzt, wo wir den Deal in der Tasche hatten, schon extra blöd hergehen müsse, wenn die Saliera übers Wochenende womöglich wieder auftauchen sollte. Naja, was soll ich euch erzählen – am Sonntagabend ruft mich der Regisseur an: der Saliera-Dieb hat sich gestellt, grad im Radio gehört – und ich: jaja, guter Schmäh. Wars aber keiner.
Dummerweise hatte sich die Geschichte, wie sich herausstellte, in Wirklichkeit genau­so zu­ge­tragen wie in meiner fiktiven Story, keine Rede von internationaler Kunst-Mafia: nämlich als spon­ta­ner Jux eines übermütigen Einzeltäters, der sich gar nicht recht im klaren darüber war, was er mit seiner kostbaren Beute anfangen sollte. Damit lag das geplante Filmprojekt auf Eis, weil die Film­story nun gegenüber den realen Begebenheiten zu frappierende Pa­ral­le­len aufwies und dadurch wömoglich die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten betroffen waren, was rechtliche Fragen aufwarf. So wurde am Ende leider doch kein Film daraus.

13 Kommentare

  1. Ich kriegte noch jahrelang von der Produktionsfirma Optionshonorare für die Ver­fil­mungs­rech­te, aber das fette Geld gäbe es freilich erst mit Verwertungs- & Auf­füh­rungs­ho­no­ra­ren – dazu hätte der Film halt erstmal produziert werden müssen.

  2. Mist aber auch! Es spricht ja unbedingt für Ihre treffende Fantasie – aber hätte der Trottel nicht noch bissel warten können mit seinen Offenbarungen? Bieten Sie ihm die Hauptrolle an! Besser als Sie hätte er das Ding ganz sicher nicht erklären können – vielleicht ist Ihr Drehbuch dann vor Gericht gleich als Aussage verwendbar.

  3. @ punctum
    Tatsächlich kam die Realität der Fantasie recht nahe: z.B. hatte auch der echte Täter, wie in der Drehbuch-Story, die gestohlene Saliera in einer Hutschachtel unter seinem Bett versteckt, bevor er aus den Medien von ihrem wahren Wert (50 Millionen Euro) (sic!) erfuhr und sie danach im Wald vergrub. Überdies rief mich damals ein Redakteur eines österr. Nachrichtenmagazins an und versuchte, mir Insider-Hintergrundinformationen über den Tathergang zu entlocken – ich müsse an der Tat zumindest Mitwisser, wenn nicht gar Komplize gewesen sein, da ich über die Einzelheiten so genau Bescheid wisse. Nur mit Mühe gelang es mir ihn zu überzeugen, dass meine Story frei erfunden und die Übereinstimmung mit der Wirklichkeit nur Zufall war. Dazu kam, dass der Regisseur den Täter (ebenfalls rein zufällig) flüchtig kannte, weil der paar Jahre zuvor als Tech­ni­ker eine Alarmanlage in seinem Atelier installiert hatte.

  4. Das ist ja eine verrückte Geschichte. Da haben Ihre seherischen Fähigkeiten glatt den Film verhindert. Wirklich schade, dass aus Ihrem „köstlichen Drehbuch“ (Kronenzeitung) keine Komödie wurde.

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