Alkoholisches (II)

Dass der Alkoholgehalt im Atem in Milligramm pro Liter Atemluft gemessen wird, der Alko­­holgehalt im Blut hingegen in Promille pro Liter Blut, hat jeder mal im Fahrschul­un­­ter­richt gelernt, wers nicht verpennt hat*. So wie die Kollegen beim SPIEGEL offenbar:

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Kaum anzunehmen, dass das ein Polizeisprecher wirklich so sagte – man muss nicht alles glau­ben, nur weil’s so im SPIEGEL steht:

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Mal nachgerechnet, wenn das so zutreffen würde wie es im SPIEGEL steht: 4 Promille Alkohol im Atem wären also 4 Milliliter pro Liter Atem­luft – d. h. wenn die 64-Jährige zehnmal hintereinander tief Luft holt und in ein 4cl-Schnapsglas hineinhaucht, wäre das von dem aus­geatmeten Alkohol schon wieder voll und die könnte sich gleich nochmal einen Doppelten reinpfeifen, ohne nachzuschenken.
Muss man sich mal bildlich vorstellen.

21 Kommentare

    1. @ „4 Promille Alkohol im Atem: Muss man sich mal bildlich vorstellen“

      Muss man sich mal bildlich vorstellen, welchen Alkohol-„Spiegel“ die 64-Jährige dann um­ge­rech­net im Blut hat!- Ob die das ohne „Riesenglück“ wohl überlebt hätte? :-)

      1. @ T. Kollment
        Lässt sich umrechnen:
        *)

          Spezifisches Gewicht von Alkohol = 0,8 g/ml, ergibt: 4 ml = 3,2 g Alkohol.
          3,2 g = 3.200 mg Alkohol “im Atem“ (= Atemalkoholgehalt pro l Atemluft)
          mit zwei multipliziert w.o. entspricht somit: 6.400 ‰ Blutalkoholgehalt.

        (In Worten: sechstausendvierhundert Promille. Bedeutet, die 64-Jährige hätte sechs­mal mehr Alkohol als Blut in der Blutbahn. Das täte wohl morgens für einen anständigen Kater aus­rei­chen ; )

      2. Naja. Hier geht aber doch auch einiges durcheinander.

        Erstmal ist die Angabe „Promille pro Liter Blut“ unsinnig, da „Promille“ ja keine Mengenangabe ist, sondern einen Anteil an einer Menge beschreibt. Ich habe also z. B. 0,5 Promille Alkohol im Blut. Egal ob ich einen Liter oder einen Milliliter nehme: Der Anteil ist immer 0,5 Promille, also 0,5 Tausendstel.

        Auch dass der beschriebe Rentner 6.400 Promille habe und damit sechsmal mehr Alkohol als Blut im Körper ist natürlich Unsinn. Wenn er sechsmal soviel Alkohol wie Blut im Körper hat, dann hat er 6/7 Alkohol und 1/7 Blut. Der Alkoholanteil beträgt damit 857 Promille. Da bin ich mir 110%ig sicher!

        Also: Wer anderen laschen Umgang mit Zahlen vorwirft sollte da selbst etwas genauer sein ;-).

      3. Ich verstehe Ihren Einwand nicht: Promille ist die Mengenangabe in Tausendstel einer Maßeinheit, und hier bezieht sie sich halt auf den Alkoholanteil pro Liter Blut der Test­per­son und nicht z.B. pro Kilo deren Körpergewicht.
        (Tatsächlich gibt der Blutalkoholwert den Alkoholanteil an der Blutmenge in g/kg [Gramm pro Kilogramm] an. Da Alkohol ein geringeres spezifisches Gewicht als Blut hat, beträgt die Alkoholmenge bei einer Alkoholisierung von 0,5 Promille ent­spre­chend mehr als 0,5 ml [Milliliter] pro Liter Blutmenge.)
        Ihre Rechnung ist ein Trugschluss: Wenn einer hypothetische 6 Liter Alkohol (6/7) und 1 Liter Blut (1/7) im Kör­per hat, dann ist das eben die sechsfache Alkoholmenge gegen­über dieser Blutmenge, al­so 6.000 Promille davon. 857 Promille Alkoholanteil hingegen wären 6 Liter Alkohol in 7 Litern Gesamtflüssigkeitsmenge. Da der aber hypothetisch insgesamt ja nur 1 Liter Blut im Körper hat, sind die zusätzlichen 6 Liter Alkohol nicht 857 Promil­le = 85,7 Prozent davon, sondern sechsmal soviel.

      4. Zum Thema „Promille pro Liter“:

        Sie bestätigen was ich sage, sagen aber den Einwand nicht zu verstehen. Nochmal: Die Angabe „Promille pro Liter“ ist unsinnig, da Promille schlicht 1/1000 bedeutet. Egal von welcher Grundmenge Sie ausgehen. Das ist so, als wenn Sie sagen „ca. 50% von 1.000 zufällig ausgewählten Menschen sind Frauen“. Ja, aber auch von 100.000 oder 764.369.874 zufällig ausgewählten Menschen sind Frauen.

        Zum Thema „6.400 Promille“:

        Was Sie sagen bleibt falsch. Die Angabe „1 Promille“ bedeutet bei der Angabe des Blutalkohols, dass 1/1000 der entnommenen Blutprobe aus Alkohol besteht. Bei 6 Litern Alkohol und 1 Liter Blut im Körper enthält eine Probe 857 Promille Alkohol. Promille drückt ja, siehe oben, weder eine konkrete Menge, noch ein Verhältnis aus, sondern eben einen Anteil eines bestimmten Stoffes in einer Probe.

      5. In Sachen „Promille pro Liter“ haben Sie recht, das ist aber weniger laxer Umgang mit Zahlen sondern schlampige Formulierung. (Ähnlich wie die üblichen Stundenkilometer, dabei werden ja die Stunden nicht mit den Kilometern malgenommen, sondern Kilometer durch Stunden geteilt; ich hatte mal nen Physiklehrer, der den Gebrauch von „Stundenkilometer“ im Unterricht als Fehlleistung in die mündliche Zensur hat einfließen lassen, aber das nur am Rande.)

        Aber die 6.400 Promille sind korrekt, weil die zitierte Umrechnungsformel für 4ml Alkohol pro Liter Atemluft eben 6.400 Promille Blutalkohol ergibt. Das ist natürlich ein rein theoretischer Wert, da niemand 4ml Atemalkohol hat. Wenn man die errechneten theoretischen 6.400 Promille dann in tatsächliche Blutmengen umrechnen will, kann das ja nur höchstens halbernst gemeint sein, weil niemand 6,4mal soviel Alkohol im Blut haben kann wie er Blut hat – es kann ja keine Teilmenge größer als die Gesamtmenge sein.

        Mit diesen rein theoretischen 6.400 Promille Blutalkohol kann man aber sehr wohl rechnen (spaßeshalber, genau wie mit anderen rein theoretischen Dingen wie der 27. Dimension, mehrfacher Lichtgeschwindigkeit oder rückwärts laufender Zeit).

        Dass 6 Liter Alkohol und 1 Liter Blut zusammen 7 Liter ergeben und das einem Blutalkoholgehalt von 857 Promille entspricht, ist richtig. Aber jemand mit 857 Promille Blutalkohol wird bei einer Kontrolle keine 4 ml bzw. 3,2 g Atemalkohol ins Röhrchen pusten, sondern 428,5 mg oder 0,54 ml. Sie liegen ungefähr um den Faktor 7,47 daneben. Wissen Sie, wo der auch auftaucht? Im Verhältnis von 6.400 und 857.

      6. @ Eric
        Ja gut, die Formulierung “Promille pro Liter Blut“ ist unpräzise – gemeint ist damit Mil­liliter pro Liter, weil ein Milliliter eben ein Promille eines Liters ist. Müsste vollständig formuliert also heißen: “Promille eines Liters pro Liter“.

  1. Auf die Art könnte man sehr schön Schnaps schmuggeln – einerseits der Grenze größere Mengen verinnerlichen, nach dem Grenzübertritt dann alles in einen geeigneten Auffang­appa­rat atmen…

  2. Der Lasterfahrer auf der A4 in Sachsen, klar bleibt der liegen, wenn er den Sprit nicht tankt sondern säuft. Wenn er genug säuft, bleibt er sogar doppelt liegen. Und ob er im Suff unanständige Dinge gemacht hat, wo er doch Lasterfahrer ist?

    1. Mit den angesprochenen 4,5 Promille Atemalkohol könnte man die Polizisten, die einen kontrollieren, einfach per mehrmaligem Aufatmen unter den Tisch trinken und so der Kontrolle entkommen. Man muss nur schnell sein, damit die den Namen und das Kennzeichen nicht noch schnell aufschreiben können, sonst ist man wegen Körperverletzung oder so dran.

  3. Gasförmig, wie in der Atemluft, wiegt ein Milliliter Ethanol knapp 20 Milligramm, also bleibt locker.

    1. @ TE1T0 et al.
      Natürlich weiß ich, dass es sich beim Alkoholanteil in der Atemluft nicht um Flüssigliter han­delt, sondern um mg/Liter Gas-Luftgemisch. Hätte ich halt dazuschreiben sollen, dass meine Schnapsglas-Rechnung ja Satire ist, um die unsinnige SPIEGEL-Formulierung von den “Promille im Atem“ vorzuführen.
      (“100 Prozent Luftfeuchtigkeit“ bedeutet ja auch nicht, dass ein Liter Luft einen Li­ter Wasseranteil enthält, sondern den Sättigungsgrad bevor der Wasserdunst zu kon­den­sieren be­ginnt.)

  4. Verstehe ich nicht. Der Unsinn mit dem Atmen ins Glas ist doch nicht vom Spiegel, oder? Atemalkoholmessungen zwischen 2 und 3 Promille sind bei offiziellen Polizeimeldungen völlig normal. Kann man auch in weniger als 5 Minuten googeln. Warum jetzt 4 Promille absolut unmöglich sein soll, erschließt sich mir nicht. Übrigens rechnen die Messgeräte oft selbst in Promille um. Ist doch pi*Daumen einfach Verdoppeln… Dass mit den Promillen dann der Anteil im Blut gemeint ist, kann man einfach mal als gegeben nehmen. Bin ich hier jetzt evtl. nur auf Clickbait hereingefallen? :)

    1. Ja, der Kollege Nömix ist ein ganz berüchtigter Clickbaiter.

      Und natürlich meint der Spiegel in den oben zitierten Artikeln „Promille Blutalkohol“. Aber sie schreiben das eben nicht, sondern sie schreiben gewohnheitsmäßig „Promille Atemalkohol“, und das ist eben schlichtweg falsch und ziemlich absurd, wie das Rechenbeispiel mit den 6.400 Promille zeigt. Kann man sich schon drüber amüsieren, wenn so ein Qualitätsmedium wie der Spiegel solche Patzer bringt.

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