Heute vor 115 Jahren wurde Jean-Paul Sartre (1905-1980) geboren.
Luis Buñuel regte Sartre einmal an, ein Film-Drehbuch für ihn zu schreiben. Ein Drehbuch hat für gewöhnlich um die 100 bis 150 Seiten, aber kaum drei Monate später lieferte Sartre 800 (!) Seiten ab. Buñuel schüttelte den Kopf:
»Das ist kein Drehbuch. Das kann man unmöglich so verfilmen.«
Aber Sartre entgegnete:
»Natürlich ist das noch kein Drehbuch. Es ist ja erst das Treatment.« *)
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*) (Treatment = Inhaltsübersicht, Kurzfassung)
was denn , so alt war (wäre) der schon?
ich glaub, ich hab mal was von ihm gelesen, mal schauen, ist so lange her… genau, es war „der ekel“.
das ist nun irgendwie bezeichnend.
Wie super ist das denn?! Und da hab ich immer Camus für die coolere Sau gehalten. Muss ich auf meine semialten Tage noch umsatteln, Mist.
Aber das Theaterstück „Das Spiel ist aus“ konnte recht erfolgreich verfilmt werden…
Dafür waren auch zwei Drehbuchautoren (J.-L. Bost & Regisseur J. Delannoy) erforderlich, um aus Sartres (eigentlich romanhaftem) Original-“Szenario“ ein verfilmbares Drehbuch zu destillieren ; )
(Dass der Autor einer erfolgreichen Romanvorlage nicht unbedingt als Drehbuch-Verfasser gleichermaßen reüssiert, kommt kommt durchaus vor. Buch oder Film sind halt zwei höchst unterschiedliche Darstellungsformen.)
Ich kenne die Verfilmung nicht, nur das Buch, welches allerdings durchaus Elemente von Drehbüchern enthält bzw. so geschrieben ist, dass es auch verfilmt werden könnte. In mancherlei Hinsicht nimmt Sartre hier bereits Stilelemente des Noveau Roman vorweg, wie sie später bei Robbe-Grillet zu finden sind.
Eine Ausnahmeerscheinung diesbezüglich scheint Cormac McCarthy zu sein, der ja maßgeblich am Drehbuch zur grandiosen Verfilmumg seines grandiosen Romans „No Country for Old Men“ durch Ethan und Joel Coen mitgearbeitet hat.
Eine schöne Anekdote. – Aber auch wenn es zutrifft, dass in der gängigen Praxis ein Treatment die leserfreundliche Kurzfassung eines Drehbuchs ist, die darauf Rücksicht nimmt, dass Produzenten und Regisseure vielbeschäftigte Leute sind, und Drehbuchautoren im eigenen Interesse deren Geduld nicht überstrapazieren, so galten für Sartre vielleicht andere Maßstäbe. Ein Treatment könnte einen Film auch so minutiös beschreiben, dass es wesentlich länger ist als die endgültige Fassung (AUSSEN – TAG – WÜSTE).
Das stimmt. Eine eherne Regel ist ja, dass Produzenten prinzipiell keine Drehbücher lesen ohne zuvor an den Autor die Bedingung zu stellen: »Erklären Sie mir in einem Satz, worum es in der Story geht.«
(Eher unwahrscheinlich, ob es einem Autor namens W. Shakespeare hätte gelingen können, unter dieser Bedingung das Interesse eines Produzenten an seiner Story zu gewinnen: »Junge liebt Mädchen, aber ihre Eltern haben Streit miteinander.«)