Vorgestern las ich zwei aktuelle Blogeinträge, hier, und hier, welche sich mit Hundehaufen befassen. Und gestern sah ich zufällig den Film “Birds of America“, worin Hundehaufen eine symbolträchtige Bedeutung zukommt.
Erzwungen durch die sogenannte “Anti-Hundstrümmerl-Petition“ einer Bürgerinitiative, wurde in Wien im Oktober 2006 mit der Kampagne »Nimm ein Sackerl für mein Gackerl.« eine behördliche Offensive gegen die Hundehaufen gestartet. (Der reichlich einfältige Slogan wurde damals von einer Fachjury gekürt, ähnlich halboriginelle Alternativvorschläge wie »Nimm ein Schauferl für mein Hauferl.« oder »Nimm ein Bürsterl für mein Würsterl.« konnten sich dagegen nicht durchsetzen.) 30.000 Wiesenstecker-Schilder wurden in diverse Wiener Grünflächen gesteckt, wovon 17.000 binnen kurzer Zeit wieder entwendet wurden.
Aktionen zur Bekämpfung der Hundehaufenplage gab es in Wien schon früher. Anfangs der 90er-Jahre etwa betraute der damalige Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ) den Gemeinderat Franz Karl (ÖVP) offiziell mit dem Amt eines Wiener “Hundstrümmerl-Beauftragten“ (sic), von welchem dieser aber bald entnervt zurücktrat ohne erwähnenswerten Erfolg erzielt zu haben.
1989 ließ Zilk das französische »Dogofant«-System testen, eine fahrbare Saug- und Kehrmaschine, welche die Hundehaufen durch einen überdimensionalen Saugrüssel inhaliert und in einen Container befördert. Für den Einsatz in Wien erwies sich der koprophage Apparat indessen als ungeeignet: die Haufen der Wiener Hunde, so hieß es, seien anscheinend von minder kompakter Konsistenz als die ihrer französischen Artgenossen, was möglicherweise auf unterschiedliche Ernährung zurückzuführen sei.
In Paris hingegen gehörten von 1982 bis 2004 die grünen Motocrottes zum alltäglichen Straßenbild: Geländemotorräder auf denen die Fahrer die crottes de chien wie mit einem Staubsauger von den Trottoirs aufsaugten. Erst nach mehr als zwei Jahrzehnten wurde der Betrieb der Saugmotorräder wegen erwiesener Ineffizienz und Unwirtschaftlichkeit wieder eingestellt.
Zu einem Testbetrieb der Motocrottes kam es in Wien gar nicht erst, weil die Bediensteten der zuständigen Magistratsabteilung 48 den Einsatz von Motorrädern zum Kampf gegen Hundebekotung der Gehsteige a priori verweigerten. Kleineren Kackern, welche sich anschickten auf den Gehsteig zu koten, ließe sich durch Überfahren wohl artig der Garaus machen, so das Argument, bei größeren jedoch erhöhe sich die Sturzgefahr exponentiell.
Haben Sie gewusst, dass es gemäß Wiener Reinhaltegesetz 75,– €uro Strafgeld kostet, einen Zigarettenstummel auf die Straße zu werfen, einen Hundehaufen auf dem Gehsteig zu hinterlassen dagegen nur 36,– €uro. Relativ preiswert, muss man zugeben.
In Paris ist die Strafe dafür wesentlich teurer, dort kostets 183,– €uro.
Hundehaufen sind out lieber Herr nömix
Wodkahaufen sind „in“.
In Wien.
Die Hundehaufen hat man mehr oder weniger mit den „Plastiksackerln“ (die abgeschafft werden) in den Griff bekommen.
Für „Wodkahaufen“ gibt es nichts ;)
Wien macht Ernst mit Hundehaltern, die Tretminen liegen lassen, und kassiert € 36.- für „Wiener Würstchen“, wie dieses Schild zeigt, das ich am hinteren Friedhofszaun in Grinzing entdeckte.

Küss’ d’ Hund! ;-)
Bei Zuvorkommenden gehörts zum guten Tone,
dass Herrchen enfernt des Lieblings Bohne.
Leider lässt man in den nicht so guten Kreisen,
die Hunde auf alle Wege scheißen.
So manchen Passanten hört man unken;
„Man müsste sie mit der Nase in die Haufen tunken!“
Es sind aber nicht die Hunde, an die sie denken,
sondern jene, die sich das Tütchen schenken.
Nur wäre das so gar kein gutes Benehmen,
und jemand mit Anstand kann das nicht verbrämen.
Aber schimpfen darf der Flaneur über solcherlei Schweine.
Und sich wünschen, die Besitzer gingen anstelle der Hunde an der Leine.
Die spanische Ortschaft (in der ich überwintere) hat sich da etwas Witziges einfallen lassen:
Die Bildunterschrift lautet:
„Wenn du es nicht beseitigst muß es dein Hund tun.“
Was ein gutes Beispiel bewirkt konnte ich allerdings bald beobachten:
Nachdem wir die auffälligen roten Tüten aus „D“ eine Zeit lang in den Abfallkorb am Park geworfen hatten tauchten nach und nach immer häufiger verschieden gefärbte Tüten gleichen Inhalts dort auf …. und man konnte in den Park gehen ohne Gefahr zu laufen in eine Hundehinterlassenschaft zu treten.
Noch ein Vorschlag für Werbespruch:
„Nimm den Bagger für mein Gagga.“
.. oder: “Nimm ihn mit, meinen Schitt.“
Wenn ich durch die Straßen bummel
und wegschmeiß’ den Zigarettenstummel
wird’s für mich dann ziemlich teuer
und es ist mir ungeheuer
da kack’ ich lieber aufs Trottoir
und spar’ die Hälfte – alles klar?
Ja, in der schönen Wienerstadt
gibt’s einen günstigen Rabatt,
den gibt’s sonst nirgends auf der Welt:
statt einen Tschick von sich zu schmeißen
kann man in Wien fürs gleiche Geld
gleich zweimal auf den Gehsteig scheißen ; )
Abb. links: Wer sich unter einem “Hundehaufen“ womöglich nix konkretes vorzustellen vermag, dem verschafft der Bildmontage-Bastelbeauftragte vermittels einer anschaulichen Symbolbild-Montage Aufklärung.
Kleineren Kackern, welche sich anschickten auf den Gehsteig zu koten, ließe sich durch Überfahren wohl artig der Garaus machen
Das mag wohl sein, aber überfahrene Hunde sehen auf Gehwegen ja auch nicht wirklich hübsch aus, oft sickert irgendwelche Flüssigkeit heraus, und nach einer Weile stinkt es dann schlimmer als jeder denkbare Hundehaufen. Insofern ist das mit den Motorrädern so oder so keine gute Lösung bzw. überhaupt keine Lösung, sondern höchstens eine Verschiebung des Problems, zumal die großen Kacker ja immer noch weitgehend unbehelligt blieben.
Haben Sie gewusst, dass in Berlin täglich (sic) schätzungsweise ca. 55 Tonnen Hundekot abgesetzt werden. Das entspricht dem Gewicht von zwei Sattelzug-Komplettladungen: