Journaillesoziolektisches: »Kretschmann-Crash«

Der Fahrer eines Dienstwagens von Ministerpräsident Kretschmann verursachte einen Un­fall mit Sachschaden, indem er gegen eine Autobahn-Leitplanke prallte. In ein vor der Un­fall­stelle auf dem Standstreifen angehaltenes Begleitfahrzeug prallte infolge Aquaplaning ein weiteres Fahrzeug, in welchem ein Kleinkind verletzt wurde das später verstarb.*)

Warum über einen Auffahrunfall zwischen zwei Fahrzeugen, mit denen ein Kretsch­mann weder ge­fahren noch dringesessen ist noch überhaupt was damit zu tun hat, mit »Unfall von Kret­schmann / Unfall mit Kretschmann« oder »Kretschmann-Unfall« aufgemacht wird, ent­zieht sich dem landläufigen Allgemeinverständnis:

Oder, im Soziolekt der Knalljour­naille genannt »Kretschmann-Crash«:

Was soll das sein, ein »Kretschmann-Auto«? Kindergartenjargon oder Deppensoziolekt?
Und wer ist Minister Kretschmann-Auto? Hat der neuerdings einen Doppelnamen?

16 Kommentare

  1. Dabei hat dieser Kretschmann noch ein Riesenglück gehabt. Würde er jener Partei angehören, welche die Mainstream-Medien regelmäßig verteufeln, würden die Schlagzeilen lauten:

    Kretschmann besoffen mehrfach über Baby gefahren!

    1. Es gibt echt keine Meldung, unter die nicht irgendein geistig zurückgebliebener afd’ler sein erbärmliches „Mimimi“ drunter kotzen muss…

    2. Wohl eher andersrum. Der hätte selbst behauptet, das Kind hätte ihn mit einem Kantholz angegriffen und auf der Flucht hat er es dann versehentlich überfahren.

  2. @Deacon: Da haben Sie vollkommen Recht, wie man sieht.
    Und die oben dokumentierten Schlagzeilen sind genau für diese Trotteln gemacht.

  3. Was mich auch irritiert ist immer, dass bei solchen Ereignissen die Hälfte der Texte so klingt, als habe der reichweitebringende Promi selbst am Steuer gesessen. Hat er aber nicht, es ist einfach ein Unfall eines Fahrers, der beim Land Baden-Württemberg angestellt ist.

    Dieser Unfall wäre sicher ganz genauso abgelaufen, wenn statt Herrn Kretschmann ein Sack Kartoffeln auf der Rückbank des Dienstwagens angeschnallt gewesen wäre (ich unterstelle, dass Kretschmann seinen Fahrer nicht abgelenkt oder beim Fahren gestört hat), und nachdem Kretschmann ja auch unverletzt geblieben ist, ist schon die übertriebene Erwähnung Kretschmanns reine Clickbaiterei.

    Da wäre die übliche Meldung „Riesenglück im Unglück – Kretschmann bei Unfall unverletzt“ völlig ausreichend gewesen. Aber gut, ich muss ja auch keine Zeitungen verkaufen…

    1. Überdies ist es nicht nur die Knalljournaille, die mit diesen (aus Unbedacht oder Kal­kül, sei dahingestellt) tatsachenverdrehenden & irreführenden Auf­ma­chern daherkommt:

      »Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) gilt als Blaupause für schlagkräftigen Jour­na­lismus im 21. Jahrhundert. Das RND steht für hochwertigen, zeitgemäßen Jour­na­lis­mus. [..]«  (laut RND-Eigendarstellung)

      Tatsächlich wurde bei dem “Unfall von Winfried Kretschmann“ (der gar nicht sein Un­fall war, sondern der seines Fahrers) niemand verletzt, sondern bei einem (Folge-)Un­fall eines fremden Fahrers, an welchem Kretschmann überhaupt nicht beteiligt war.

  4. Kretschmanns Auto gerät in eine Leitplanke. Die Begleitfahrzeuge bleiben stehen. In eines der stehenden Begleitfahrzeuge stößt das Auto mit dem Mädchen. Dieser Folgeunfall wäre nicht passiert, wenn es keinen Kretschmann-Unfall gegeben hätte. Also starb das Mädchen am „Kretschmann-Unfall“.

    1. Überragende Logik. Dann war aber wohl der Leitplankenaufsteller ursächlich. Nur deshalb konnte Kretschmanns Fahrzeug da überhaupt reinfahren. Also starb Mädchen am „Leitplankenbauer-Unfall“.

    2. Und ein Autofahrer, der am Bahnübergang die rote Ampel missachtet und mit einem Zug zusammenstößt in dem ein Fahrgast namens Kretschmann sitzt, stirbt auch an einem „Kretsch­mann-Unfall“?

    3. Oder wenn im Ministerium ein Aufzug stecken bleibt, während Kretschmann in seinem Büro sitzt:
      „Horror in Kretschmann-Haus: Gefangen in Kretschmann-Horrorkabine!“ (BILD)

    4. Und wäre der Fahrer des Fahrzeuges (in welchem dessen Kind ums Leben kam, weil er wegen überhöhter Geschwindigkeit/Aquaplaning gegen ein abgestelltes Fahrzeug prallte, in welchem kein Kretschmann saß) bei besagtem „Crash von/mit Kretschmann“ alkoholisiert gewesen? – So müßten adäquat zur Logik der bisher zitierten Schlagzeilen diese lauten:
      „Alko-Crash von Kretschmann: Im Suff Kind totgerast“

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