Olfaktorisches

Vor Jahren hab ich mal im 10. Wiener Hieb gewohnt, in der Hasengasse. (Dieselbe Gasse, wo der “Mundl“ daheim war :) Einmal komm ich von der Arbeit heim, steht vor dem Haustor die Funk­streife und drinnen am Gang zwei Polizisten und mein Nachbar, ein Iraner. Hat der im Stie­gen­haus massiven Ver­wesungsgestank wahrgenommen, der offenkundig aus der Par­ter­re­­woh­nung von der Frau Pribil dringt, und weil auf sein Pumpern hin keiner aufmacht die Polizei alarmiert: in dem Verdacht, da drin ist wer verstorben und bereits seit geraumer Zeit am Ver­wesen.
Die Polizisten tun auch nix anderes als pumpern, nur heftiger, und es dauert bissel länger bis die Frau Pribil aufmacht, die alte Dame hört nimmer gut. Aber sie ist augenscheinlich noch quietschlebendig, und hat Karfiolsuppe gekocht. Das wars nämlich, was der iranische Nach­bar draußen am Gang gerochen hat: Karfiol hat der nicht gekannt.
Sagt er mir später, er schätze die Österreicher und die österreichische Zivilisation – aber: »Wie können zivilisierte Menschen etwas essen, was so einen Gestank hat.«

12 Kommentare

  1. verwesungsgeruch ist super!
    *
    die ihren beitrag sozusagen anregenden taiwanesen haben uns übrigens glaubhaft vermittelt, dass eine der von uns dargebotenen käsesorten für sie wie frisch „gespieben“ röche. zu putzaktionen oder polizeieinsätzen deshalb kam es allerdings nicht.

  2. Mein ehemaliger Schwiegervater konnte uebrigens auch nie geschmolzenen Kaese riechen, das roeche fuer ihn wie bei Frau La-mamma beschrieben. Und er war weit entfernt davon, Chinese zu sein.

  3. Meine Güte! Ich habe jetzt endlich auch nachgeguckt, es handelt sich lediglich um BLU­MEN­KOHL. Was ist denn an Blumenkohlgeruch schlimm? Wenn der Herr die winterliche Marathonkohlsuppe meiner Oma kennte, dann würde er nicht so ein Gewese (oder sollte ich hier Verwese schreiben?) machen um das bisserl Geruch. Für Nichtwisser: Eine Marathonkohlsuppe ist eine Suppe aus Weißkohl, Kümmel und allem was gerade unters Messer kommt bzw. übrig ist. Sie stand in meiner Kindheit den ganzen Winter über am Küchenherd und war allezeit warm, weil der Küchenherd auch die Heizung war. Wer also frierend von draußen hereinkam konnte sich eine Schale dieser Kohlsuppe nehmen um sich aufzuwärmen. Mal abgesehen vom Geruch hatte das was… Die Polizei hat es jedenfalls nie angelockt, schade eigentlich, als Kind hat mir oft Abwechslung gefehlt.

  4. Finde ich ja gut, daß er sich Gedanken gemacht hat :).

    Und was den Gestank angeht… was wir Essen ist halt sehr von der Kultur geprägt in der wir aufwachsen.

    Ich habe kein Problem mit Blumenkohlgeruch… weil mir der eben vertraut ist… aber wenn ich mir überlege, was anderswo so alles gegessen wird… da wird mir auch schon vom bloßen dran denken schlecht… so mancher Geruch würde mich da wohl auch würgen lassen… einfach weil das für mich total fremd ist…

  5. 🙂

    Ich muss sagen, ich kann diese Aktion durchaus nachvollziehen, denn Karfiol riecht – so gut er auch fein zubereitet schmeckt – beim Kochen fallweise tatsächlich übel, und zwar viel mehr als beispielsweise Weißkraut. Ein Dunstabzug leistet übrigens auch gute Dienste.

    Aber jetzt, wo ich das hier lese, fällt mir ein, dass einer Freundin von mir ähnliches widerfahren ist !!! Und zwar ist sie heimgekommen und hat im Stiegenhaus ebenfalls etwas gerochen, was an Verwesung erinnerte. Sie holt ihren Mann dazu, der nach einer Weile des Überlegens ihr erklärt, dass die exjugoslawische Hausmeisterin Weißkraut (für Sarma ?) eingelegt hat …

  6. Ein völlig übersehener Mordfall? Dass Karfiol-Killerin Frau Pribil hier wenigstens püriert und damit gemetzelt hat, macht den Leichengeruch nur umso wahrscheinlicher. 🙂

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