Heute ist angeblich der Danke-einem-Briefträger-Tag, falls man dem Kalender glauben will.
Vor Jahrzehnten schrieb ich gelegentlich Texte für eine Münchner Presseagentur, “Wahre Geschichten“, “Der wahre Kriminalfall“, “Tatsachen-Bericht der Woche“ undsoweiter, die erschienen in diversen Illustrierten wie Quick, Praline, Neue Revue & dergleichen und hatten allesamt gemeinsam, dass sie natürlich völlig frei erfunden waren. Die Texte wurden von den Redaktionen weitgehend unredigiert übernommen, die Namen der Protagonisten jedoch grundsätzlich verändert. Also nahm man einen x-beliebigen Namen, Sepp Maier oder Hans Moser oder den des Nachbarn, und den ersetzten die zuverlässig durch irgendwelche Harry Frank oder Frank Harris oder Frank Steffen oder Stefan Frank und für die Ganoven Ede Kowalski oder Kalle Kaminski oder ähnliches. Das machten die prinzipiell.
Einmal schrieb ich einen Text über einen kriminellen Briefträger, und weil ein Freund von mir damals Briefträger war und Horst Polansky hieß, verwendete ich seinen Namen. Erstens, weil Alliterationen (“Pech für Polansky“) im Titel immer gut ankommen, und zweitens weil ich davon ausgehen konnte, dass der Name von der Redaktion eh ausgetauscht würde (etwa “Kein Glück für Kowalski“ oder sonstwas).
Wurde er aber nicht. Dieses einemal nicht. Vielleicht meinten sie, besserer Phantasiename als “Horst Polansky“ für einen kriminellen Briefträger ließe sich nimmer erfinden, und ließen ihn unverändert so stehen.
Nun lag diese Sorte Illustrierte damals zufällig als Lesezirkel im Pausenraum der Postbediensteten auf, so sprach sich die Geschichte von Polanskys krimineller Tat unter seinen Kollegen herum. Zumal es, jedenfalls in Österreich, nur einen Menschen dieses Namens gab – meinen Freund den echten Briefträger. Als er eines Morgens zum Dienst kam, waren seine Kollegen ernsthaft erschüttert: “Horst ?! Wir haben gelesen, dass du verhaftet bist! Bist du auf Bewährung entlassen?“ Wahre Geschichte, ausnahmsweise nicht erfunden.
Als er über die Sache erzählte, sagte mein Freund Horst: “Unglaublich. Ein Kollege von mir hat eine Linke gedreht und steht in der Zeitung. Der Arsch heißt genauso wie ich.“
Hab ihm nicht gesagt, wer die Geschichte in der Zeitung geschrieben hat.
Ist die Geschichte Ihrem Freund wirklich passiert? Oder ist es eine Ihrer „Wahren Geschichten“?
mfG, w-w-w
Wirklich passiert. Fragen Sie Horst Polansky.
Hm, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es in Österreich nur einen Polansky geben soll.
Wenn er es die Tage zufällig mal googelt, weiß er es ja jetzt.
Das Leben schreibt halt doch die besten Geschichten. :–)
Wieso die Verbrecher alle Nachnamen mit slawischem Hintergrund haben, habe ich mich gerade gefragt…
Weil es in Österreich – ausser den klassischen „Müllers“ und „Schneiders“ – nun mal, dank der grossmonarchistischen Historie, sehr viele „alteingesessene“ Namen mit slawischem Wortstamm gibt.
Denk ich halt. ;-)