» „Keiner spricht über …“ wird sich oft empört bei Krisen, über die aber doch berichtet wird. Das macht gute Arbeit und wirklich Übersehenes unsichtbar.« .. |
.. steht dort im Vorspann als Einleitung, worum es in dem Stück gehen soll – die mag verstehen wer will, muss aber nicht. Das Stück beginnt so:
»Eine bekannte deutsche Redensart lautet: „Aus den Augen, aus dem Sinn“.« |
Nicht bekannt ist hingegen, wie der Kolumnist auf die Idee kommt, dies wäre eine bekannte »deutsche« Redensart – was jedenfalls Unsinn ist, vielmehr ist deren Äquivalent in zahlreichen Kultursprachen ebenso bekannt wie gebräuchlich:
- Out of sight, out of mind. (Englisch)
Loin des yeux, loin du cœur. (Französisch)
Ur syn, ur sinn. (Schwedisch) (et al.)
»Eine bekannte deutsche Redensart lautet: „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Damit ist gemeint, dass Abwesendes leicht vergessen wird.« |
.. falls das jemand vorher nicht bekannt war. Weiter im Text:
»Oft wird auf Sozialen Medien die Formulierung „keiner spricht über …“ bemüht. Auch im Zusammenhang mit Krisen, die dauerpräsent sind. Im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine oder die aktuellen Proteste im Iran fiel schon der Satz: Niemand spricht darüber. Empört wurde gefragt: Warum sagt niemand etwas dazu?« |
Echt jetzt – an dem Schmarrn hängt der seine Kolumne auf? Dass »auf Sozialen Medien« oft unsinnige Sätze fallen, das hält der tatsächlich für so erheblich um eine ganze Kolumne unter der Überschrift »Kritik an Berichterstattung über Krisen« daraus zu drechseln?
»Im Kontext des Aufstands gegen das klerikalfaschistische Mullah-Regime im Iran und der Selbstverteidigung der Ukrainer*innen gegen Putins Angriffskrieg wird mit solchen Suggestivfragen die Arbeit von vielen Journalist*innen und Aktivist*innen unsichtbar gemacht, die eben dafür sorgen, dass ein breites Publikum hinschaut.« |
»Im Kontext« der Iran-Proteste und des Ukraine-Kriegs werde mit dummen Fragen auf Sozialen Medien die Arbeit von Journalisten und Aktivisten »unsichtbar gemacht« – was fabuliert der da einher? Das ist doch absurd. Was für ein Schmarrn.
Da komm ich jetzt auch nicht mit. Wahrscheinlich bin ich zu dumm für die taz.
Es wäre freilich boshaft, anbetrachts der mitunter nach Erlebnis-Schulaufsatz anmutenden Texte zu vermuten, bei dem Kolumnisten auf dem Foto daneben handle sichs gar um einen juvenilen Halbwüchsigen der sich einen falschen Bart aufgeklebt hat. Tatsächlich ist der aber erwachsen und kritisiert in seiner Kolumne, w. o. dargestellt, dumme Sätze welche auf Sozialen Medien fallen – um tags darauf dort selber so einen saudummen Satz abzusetzen:

Lustig … eine Sprache zu kennen, heißt noch nicht, sie auch zu beherrschen.
Herr Amjahid kennt vielleicht einige Wiener Bonmots aus dem Kaisermühlenblues.
Beim letzten Branntweiner Favoritens fiele er sprachausdrücklich wahrscheinlich schon bei der Begrüßung durch – jedenfalls wirken seine Konstruktionen im übertragenen Sinn ähnlich hilflos verworren, als würde ein Han-Chinese versuchen, die Betriebsanleitung eines laserbasierten Korkenziehers sinnvoll in einen Suaheli-Dialekt zu übersetzen. Oder so ähnlich.
@mamjahid
Ich bin Österreicher. Als Angehöriger der österreichischen Kultur bin ich erfreut zu erfahren, dass Sie die respektieren.
Etwas ot: zum wiederholten Mal fällt mir in der taz der Kasten unter der Meldung mit der Mitgliederwerbung in Auge. Zwei Sätze daraus:
>> Noch knapp 100 – dann sind wir 35.000.
>> Mittlerweile sind schon rund 34.800 Menschen dabei …
Mathematik und Journalismus, das hatten wir hier doch auch schon ein paar mal ;-)
Ja, da haben Sie freilich recht ; )
Es gäbe genug verdrängte Krisenherde auf der Welt… Inneriranische Kleidungskontrollen gehören noch nicht dazu.
Mich beeindruckt die schwedische Fassung des Sprichworts. Kurz und deutlich.