Exxpressionistisches: Prozentrechnen für Selberdenker

Das Desinformations- & Fakenews-Verbreitungsorgan “eXXpress für Selberdenker vermel­­det über die Covid-19-Impfung:

» Beim deutschen Paul-Ehrlich-Institut gingen 323.684 Einzelfallmeldungen über den Ver­­dacht einer Nebenwirkung oder einer Impfkomplikation ein.«

(323.684 Einzelfallmeldungen bei 182.717.880 = über 182 Millionen Imp­fungen.)

» 120 Fälle waren eindeutig
In einem Prozent der berichteten Verdachtsfallmeldungen wurde ein tödlicher Verlauf [..] mitgeteilt. In 120 Fällen war die Sache ohne Zweifel klar. Einer von hundert Patien­ten, die eine Nebenwirkung meldeten, sind also verstorben!«

120 Fälle von 323.684 Verdachtsfallmeldungen: das sind nicht »Ein Prozent«, sondern 0,037 Prozent oder 0,37 Promille.
Was diesen Fakenews-Verbreitungstroll vom “eXXpress“ dazu umtreiben mag, da über »Ein Prozent, also einen von hundert!« an Impfschäden verstorbene Patienten zu fabulieren, darüber lässt sich le­dig­lich spekulieren.

8 Kommentare

  1. Man braucht sich nur die „Selberdenker“-Kommentare zu dem express-Artikel anschauen:

    „Auf Reitschuster, Tichy, Broder sollte man im deutschen Sprachraum hören – die haben besser recherchiert , die wissen mehr !!“
    „Man muss sich langsam ernsthaft fragen, ob da nicht etwas in in der Trinkwasserversorgung beigemischt wird,“
    usw…

    …dann weiß man eh schon Bescheid woher der Wind dort pfeift.

      1. Mit dem o. a. Aufmacher liefert der “eXXpress“ als Hauspostille der Querdenkerszene denen wieder eine ideale Vorlage – nicht lang, wird der garantiert von irgendwel­chen Querlesern verzerrt umformuliert und viral gehen:
        »Corona-Impfung: Ein Prozent verläuft tödlich!«

  2. Fehlt da nicht irgendwie noch eine Stufe, und die 0,37 Promille sinds auch noch nicht? Die 0,37 Promille würden nämlich davon ausgehen, dass unterschiedslos alle, die geimpft werden, eine Nebenwirkung in irgendeiner Form bekommen. Das ist aber nicht der Fall, die gemeldeten 323684 Fälle machen selbst wieviel Prozent der verimpften Dosen aus? Österreich hat elf Millionen Einwohner; und weil ich ein fauler Mensch bin, gehe ich im Schnitt von drei Dosen pro Person aus (das ist ja so oder so nur Pi mal Auge) – was überhaupt irgendeine Nebenwirkung nur bei einem Prozent der Impfungen bedeutet. In den anderen 99 Prozent der Fälle war garnix.
    Man braucht also 0,37 Promille von einem Prozent, um zu wissen, welcher Anteil der Geimpften kurz nach der Impfung gestorben sind. Ein Prozent von einem Promille ist einer von hunderttausend Leuten – und so ungefähr die Grenze, ab der sich noch einigermaßen ermitteln lässt, ob es einen kausalen Zusammenhang geben könnte (Wissenschaftler sind auch keine Hellseher!). Hier haben wir nur etwa ein Drittel davon:
    Einer von dreihunderttausend Leuten sind kurz nach der Impfung verstorben. Ob (ursächlich) daran oder (zufällig) dabei, kann man nicht wirklich sagen – dafür ist das schlicht zuwenig.

    Eine Schlagzeile, in der irgendwo der Anteil „3,7*10^-5%“ vorkommt sieht dann aber so aus, als sei da mal zwischendrin kurz die Katze über die Tatztatur getatzt: reißerisch ist was anderes.

    1. Die im “eXXpress“-Artikel angeführten Zahlen betreffen Deutschland.
      Bei 182 Millionen Impfungen wären demnach 323.684 Einzelfälle von Nebenwirkungen ge­meldet worden, d. h. also bei 0,18 % aller Impfungen.
      Von diesen 323.684 Einzelfällen wiederum verliefen 0,037 %, nämlich 120 Fälle tödlich:
      das sind 0,000066 % aller Impfungen insgesamt, d. h. unter 1,5 Millionen Impfungen kam es durchschnittlich 1x (einmal) zu tödlichen Nebenwirkungen.

      1. Oder einfacher: 120 durch 182 Millionen sind 6,59*10^-7 oder 6,59*10^-5% – zwei Todesfälle je drei Millionen Impfungen. Ob das tödliche Nebenwirkungen waren oder die Leute während der Impfung an etwas anderem gestorben sind? Es gibt eine ganze Wissenschaft, die die Statistik seltener Ereignisse untersucht, und denen ist das a Bissele zu selten; bei den meisten Medikamenten sind schwere allergische Reaktionen mit Todesfolge aber häufiger – also würde ich ein vorsichtiges ja ansetzen: eigentlich sind die Zahlen zu klein, uneigentlich habe ich jetzt von anderen medizinischen Daten extrapoliert.
        Trotzdem insgesamt eine sehr sichere Sache.

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