(Winfried Kraft) (vermutlich Pseudonym v. Robert Gernhardt)
Heute vor 121 Jahren wurde Bertolt Brecht (1898-1956) geboren, und zwar in Augsburg. (Die rote Socke, tatsächlich war der ein waschechter Schwabe, was sagt man dazu. Brecht selber mochte seine Geburtsstadt allerdings nicht, er sagte: »Das beste an Augsburg ist der Zug nach München.« Er blieb nicht lang in Augsburg, wie man weiß.)
In dem Lied »Der Tod im Wald« lässt Brecht den grimmigen Poeten Baal alliterieren:
- »Und ein Mann | starb im Wald, | wo Sturm und Strom ihn umbrausten ..«
(Anm.: »Selber schuld, | wär’ er halt | bei so ’n Sauwetter nicht draußten ..«
ließe sich dazu extemporieren ;)
Gegen Stabreime gibts im Prinzip nichts einzuwenden, es sei denn, Lyrik dräut Logik dreist zu verdrängen. Dichterkollege KrassNick lässt nun einen fiktiven Leser beim Autor der betreffenden Zeile, Herrn Brecht also, um nähere Erläuterung nachsuchen, und kleidet dessen Anfrage hinwiederum in gefälligen Versreim – er schreibt:
-
Hier ätzt der Leser: »Sie, Herr Brecht,
als Stabreim klingt der ja nicht schlecht,
Ihr Vers vom Sturm und Strom im Wald.
Nur fragt an dieser Stelle halt
der Leser sich: Wo, bitte sehr,
kommt denn im Wald der Strom daher?«
Herr Brecht, der denkt nicht lange nach
und antwortet dem Leser: »Ach,
der Strom? Der kommt auf alle Fälle
aus Batterien von Duracelle!«
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© mit freundl. Genehmigung M. Krassnig
Auch in seinem Gedicht »Die Vögel warten im Winter vor dem Fenster« lässt Brecht die Logik vermissen, indem er “vorn“ auf “Korn“ reimt und, was er in einer Lyrikkritik übrigens selber monierte, »damit seinen Wirklichkeitsbezug negiert«:
- »Ich bin die Amsel.
Kinder, ich bin am Ende.
Und ich war es, die den ganzen Sommer lang
Früh im Dämmergrau in Nachbars Garten sang.
Bitte um eine kleine Spende.
Amsel, komm nach vorn.
Amsel, hier ist dein Korn.«
Darüber ließe sich wiederum extemporieren:
- Was soll ich, fragt die Amsel nun,
denn mit dem “Korn“? Ich bin kein Huhn!
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(Es fragt der Leser hier zu Recht:
»Meinten Sie wirklich “Korn“, Herr Brecht?«
Weil Amseln, wie man weiß, indessen
nicht Körner, sondern Würmer fressen.)
Product Placement statt Agitprop – und das von einem Erz-Linken? *g*
(#“Duracelle“ – müßte wohl heißen “Duracell“?)
http://www.duracell.de/?gclid=CO689de13sMCFdMatAod0l0A3g
Das -e fügt hintendran Herr Brecht
des Reimes wegen wohl zu recht:
erlauben tut’s an dieser Stelle
die dichterische Freiheit, gelle! ;)
Dem Dichter fiel wohl auf die Schnelle
ein bess’rer Reim nicht ein auf „Fälle“…
Das Product Placement von Herrn Brecht
reimt sich mit Duracelle schlecht,
drum denkt Herr Brecht noch einmal nach
und antwortet dem Leser: »Ach,
es kommt der Strom, lässt sich vermuten,
aus Varta-Batterien, den guten!«
Der Amsel des Herrn Bertolt Brecht,
der war Kritik an ihm nicht recht.
Denn wenn sie nicht grad Würmer frisst,
und dazu frischen Apfel isst:
Die Körner rund ums Vogelhaus
lässt sie, wie jeder weiss, nicht aus.
Amsel, komm nach vorn.
Amsel, hier ist dein Korn:
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