In Rufweite vor Oslo

    Die Insel Utoya liegt in Sichtweite vor Oslo
    Schreie drangen bis nach Oslo
Das überrascht allerdings – wenn man in Betracht zieht, dass die Insel Utoya etwa 30 km Luftlinie von Oslo entfernt liegt.
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C. censeo: Man muss nicht alles glauben, was in der Zeitung steht.

23 Kommentare

  1. über diese üble art der berichterstattung kann man doch nur in wut geraten.
    sicher haben das die schwachsinnigen verfasser nicht so gemeint …
    ich höre die schreie bis hierher … noch heute …

  2. mein bruder, seines zeichens etliche jahre redakteur bei der TT (bereich kultur und sonderbeilagen) der hat sogar berichte über konzerte geschrieben, bei denen er selber gar nicht anwesend war :-)

  3. > „Die Lichtkegel von Suchscheinwerfern gleiten in der Dunkelheit langsam über das Wasser.“
    Focus online

    Na sicher hat der Focus-Redakteur die Lichtkegel von Oslo aus sehen können – nennt sich Live-Berichterstattung aus Sichtweite, das.

  4. Wie Bubi40 schon geschrieben hat: Wut ist die einzige Reaktion. Allerdings ist es bei mir eine stille Wut geworden, sonst hätte ich schon heute früh geantwortet. Wenn es nicht auch Gegenbeispiele gäbe, könnte man den ganzen Berufsstand der Journalisten „entsorgen“.
    Aber sie sind ja nicht schuld. Wir sind es in unserer Gier nach Nachrichten, die unbedingt immer Superlative sein müssen.
    Von dieser Art der Medien klinke ich mich aus. Aber dafür fangen 4000 Studenten jährlich an, Publizistik zu studieren. Ich plädiere für Studiengebühren in der Höhe von 30.000 Euro.

  5. Noch mehr stört mich, dass gestern von weniger als 20 geschrieben wurde und heute von fast 100. Allerdings mag das mit fehlender Information oder fehlendem Überblick zum Zeitpunkt zusammenhängen.
    Ich würde aber auch einen Journalisten ablehnen, der aus dem Umstand, dass ich sensationsgeile Berichterstattung verachte, ableitet, dass mir die Toten nicht leid tun.

  6. es ist ja diese verfluchte doktrin, dass nur eine schlechte nachricht eine gute ist, die uns derartige abscheulichkeiten beschert. man hat sich ja schon daran gewöhnt. aber es gibt eine absolute grenze für diese unsitte, die auch journalisten nicht überschreiten dürfen. hier ist sie eindeutig und weit überschritten.

  7. Ja schon, aber für wie blöd halten die eigentlich ihre Leser? Da fabuliert einer aus dem Stegreif drauflos & saugt sich irgendwelche Märchen aus den Fingern über Schreie, die man bis Oslo hört, und kommt nichtmal auf die Idee “Utoya“ in Google einzugeben und wenigstens nachzuschaun, ob das überhaupt stimmen KÖNNTE? Eine Idee, die jedem Leser ebenfalls einfallen könnte? Oder meint der, wenn die Leute das auf FOCUS ONLINE lesen, hätten die kein Internet – ???

  8. Ich persönlich giere nicht nach Nachrichten, schon gar nicht nach solchen mit Superlativen. Ich möchte mich daher von dem „wir“ ausgeschlossen wissen.
    Studiengebühren, die die Kosten des Studiums decken, können durchaus sinnvoll sein. Nicht um die Zahl der Studenten zu minimieren, sondern damit sie nach dem Studium für ihre Arbeit angemessene Bezahlung verlangen müssen, um den Kredit zurückzahlen zu können. Nur wer gut bezahlt wird, bemüht sich um qualitativ hochwertige Arbeit. (Das gilt für alle Studiengänge, dann hätte die „Generation Praktikum“ ein Ende, aber das ist eine andere Baustelle.)

  9. @Anna
    Das „wir“ soll lediglich ausdrücken, dass ich mich nicht ausnehme. Wenn ich den Erfolg bestimmter Blätter in Österreich zusammen zähle, sind es mehr als 50% der Österreicher, die zu dem „wir“ gehören.
    Wenn ich in Deutschland im Zug fahre, sind es ebenfalls beobachtete mehr als 50%, die nach der Bild-Zeitung in der ersten Klasse suchen, was ich eigentlich nicht erwarten würde.
    Für mich gibt es „alle“, (die gibt es eigentlich nicht), „fast alle“, „die Mehrzahl ohne mich“, die Mehrzahl ohne mich (das bewusste „wir“), einige, einige wenige und ich (was auch nicht stimmt, weil ich nicht annehme, dass ich so einzigartig in meiner Meinung bin, was auch immer der Gegenstand ist).
    Daher heißt es hier „wir“ (ich nehme Sie dabei gerne aus) und ICH, wenn ich z.B. schreibe, was meine Meinung über Franz Schmidt ist.
    Oder bei der Gelegenheit: was meine Gedanken zu George Onslow sind, den ich erst vor ganz kurzer Zeit kennen gelernt habe, obwohl er von bedeutenden Zeitgenossen als zweiter Beethoven gehandelt wurde.

  10. Eine der Merkwürdigkeiten in diesen Zeiten ist, zu glauben, jederzeit zu Allem etwas sagen zu müssen.
    Journalismus, wie er einst von Kraus oder Kisch praktiziert wurde, ist leider Historie (mit ein paar wenigen Ausnahmen).

  11. moment gerade karl kraus hatte schon dazumal wenig gutes über seine berufkollegen zu berichten. seine schimpftiraden über die presse die sich recht unverschämt schmieren liess kannst heut noch nachlesen. in wahrheit hat sich net viel verändert.

    Karl Kraus: „… Tatsache, daß es keine Schlechtigkeit gibt, die der Herausgeber der Neuen Freien Presse nicht für bares Geld zu vertreten, und keinen Wert gibt, den er aus Idealismus nicht zu verleugnen bereit ist…“

  12. Ja, für ein aktuelles Phänomen möcht ichs auch nicht grad halten – schon Karl Valentin stellte fest: »Es ist schon alles gesagt worden, aber noch nicht von allen.«
    Neu ist halt, dass mit dem Medium des Internet jedem Schreihals ein Sprachrohr zur Verfügung steht, seinen Flachsinn der ganzen Welt um die Ohren zu blasen. Und es erschallt die konzertierte Kakophonie der zeitgenössischen Vuvuzela-Journaille: alle blasen aus dem gleichen Loch, und ein jeder bemüht sich lauter als der andere zu tröten.

  13. In der Tat, bei gewissen „Journalisten“ ist 3. nur mehr schwerlich möglich.

  14. @lamamma, unbestritten, seit jeh her ist Journalismus auch Markt, aber die „Unmoral“ die in der Neuen Freien Presse damals herschte, die würd ich mir heute durchaus gelegentlich wünschen.

    @nömix, und bis dann alle Alles über Alles ergossen haben …, bist du deppert, das geht auf keine Kuhhaut nicht. Vuvuzelaensembles sind ja Harfentöne dagegen.

  15. Mir ging es darum, daß Sie die Journalisten (sind es überhaupt welche? nicht nur Volontäre oder andere Praktikanten?) von jeglicher Schuld für das von ihnen verzapfte freisprechen. Die Behauptung, „wir“ würden es ja nicht anders wollen und deshalb hätten die Journalisten keine andere Wahl, halte ich für falsch. Natürlich wollen wir (und da schließe ich mich ein) möglichst schnell wissen, was genau passiert ist. Ich möchte aber lieber ein ehrliches „Zur Zeit läßt sich noch nichts Genaues sagen.“ oder „Wir müssen abwarten“ hören oder lesen als „Der Terror ist zurück in Europa“ in Riesenlettern. Warten zu müssen, mag frustrierend sein. Es ist jedoch die Verantwortung der Journalisten (oder der leitenden Redakteure) zu entscheiden, ob sie den Menschen zutrauen, diesen Frust aushalten zu können oder nicht, auf Kosten ihrer Glaubwürdigkeit.
    Wie viele Menschen man beim Lesen solcher Blätter wie Bild, besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln, beobachten kann, verwundert mich allerdings auch immer wieder.

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